Wie könnte ein Franziskustag besser beginnen, als mit einem Frühstück. Noch dazu einem ganz besonderen, denn unsere Freunde und Mitschüler aus Syrien überraschten uns mit selbstgemachten, original syrischen und kurdischen Spezialitäten! Gute Stimmung war das Ergebnis, das noch gesteigert wurde durch eine arabische Gesangseinlage und Tee mit fünf Löffeln Zucker, denn so gehört sich das in Syrien.
Nur ungern gingen wir vom Part des Essens über zu einem sozialem Thema. Allerdings verflog diese Einstellung so schnell, wie sie gekommen war. Es betraf etwas, was uns tagtäglich durch das Leben trägt – unsere Schuhe an unseren Füßen.
Herr Hain, einer der letzten Schuhmacher Oberösterreichs, klärte uns auf über die Machart unserer Fußbekleidung und löste in uns gerechtfertigtes Unbehagen aus. Die Herstellung von Turnschuhen, Chucks, Ballerina, Stiefel und Co. widerspricht gänzlich unseren europäischen Werten von fairen Arbeitsbedingungen und hoher Qualität. Nicht nur wir sind die Leidtragenden an der chemischen Erzeugung unserer Schuhe, sondern vor allem die Menschen, die für ihren Lohn damit arbeiten müssen und dadurch unter schweren, gesundheitlichen Folgen leiden.
Auch unsere Natur, die in unseren Schulwerten durch den heiligen Franziskus eine besonders hohe Bedeutung hat, bekommt allmählich Probleme mit unserem Konsumverhalten. „Es sind Folgen, mit denen wir in zwanzig, dreißig Jahren schwer zu kämpfen haben werden!“, so Herr Hain. Als Gegensatz zu dieser schwarzen Zukunft stellte er uns die Gegenalternative vor – zurück zu den Wurzeln, zurück zu ehrlichen Schuhen aus Meisterhand. Die alte Kunst des Schusterns war uns fast gänzlich unbekannt, so auch die Ambitionen des Herrn Hain, geschusterte Schuhe wieder beliebter und gängiger zu machen.
Nach einer abschließenden Diskussion über die Für und Wider, auf heimische Schuhe umzusteigen, wurden wir in den weiteren Tag entlassen und für mich blieb die Frage zurück: „Ist ein Umdenken und Umsteigen der einzig mögliche Weg? Ist es nicht zu aufwändig und zu schwierig, unser Konsumverhalten umzustellen?“ Ich recherchierte später nach passenden Zitaten von Franziskus, die seine Meinung zu dem Thema veranschaulichen könnten, stand der Tag doch in seinem Zeichen. Ich wurde fündig:
„Für den Fortschritt meines Herzens verzichte ich gern auf alle meine anderen Freuden.“
Und in diesem Sinne möchten ich und sicherlich auch der Rest der Schule weitermachen.
Franziska Obermair, 7b